Freundlich Grenzen setzen? Geht das überhaupt?
Freundlich sein und gleichzeitig klare Grenzen setzen, erscheint vielen als Widerspruch. Oft herrscht das Missverständnis, dass ein „Nein“ den Beziehungsabbruch bedeutet. Doch ich möchte mit diesem Irrglauben aufräumen.
Häufig höre ich: „Wenn ich meine Grenzen setze, wird mein Gegenüber so verärgert, dass der Kontakt abbricht.“ Das betrifft sowohl berufliche als auch private Beziehungen. In Wirklichkeit passiert so etwas selten, und wenn doch, war die Beziehung meist schon belastet. Tatsächlich kann das Setzen klarer Grenzen Beziehungen sogar stärken, da das Gegenüber mehr Respekt für Dich entwickelt. Indem du Grenzen kommunizierst, vermeidest du unterschwellige Reaktionen wie Enttäuschung oder Frustration, die sonst die Interaktion erschweren.
Hier sind fünf Tipps, wie du Grenzen setzen kannst, ohne die Beziehung zu gefährden:
1. Sei nicht böse, wenn jemand fragt oder fordert
Ob ein Mitarbeiter während der Arbeit textet, ein Kunde nach einem Preisnachlass fragt oder ein Freund deine Zeit beansprucht – sei nicht ärgerlich. Oft „testet“ dein Gegenüber nur die Grenzen, weil du sie bisher nicht kommuniziert hast. Reagiere nicht verärgert, sondern gehe sachlich an die Sache heran.
2. Kombiniere Beziehungs- und Sachebene
Beim Grenzen setzen ist es wichtig, zwischen der Sachebene (z. B. „Ich möchte das nicht“) und der Beziehungsebene (z. B. „Ich schätze dich“) zu unterscheiden. Beginne das Gespräch mit einer positiven Aussage: „Du bist mir als Mitarbeiter wichtig“ und äußere dann dein Anliegen: „In Zukunft möchte ich…“. So bleibt die Beziehung intakt, und dein Gegenüber versteht deine Grenze.
3. Nutze das Zauberwort „weil“
Laut Robert B. Cialdini sind Menschen leichter zu überzeugen, wenn sie eine Begründung hören, sogar dann wenn diese nicht besonders stark ist. Aussagen wie „Ich kann Ihnen diesen Preis nicht geben, weil wir grundsätzlich keine Rabatte gewähren“ oder „Ich kann das nicht mehr machen, weil es mir zu anstrengend ist“ setzen klare Grenzen, die schwer zu ignorieren sind.
4. Bewahre deine Wertschätzung
Nur weil jemand eine Grenze anders einschätzt, ist er nicht automatisch dreist oder respektlos. Jeder Mensch hat individuelle Vorstellungen, und es bedarf oft einer Klärung, um die Unterschiede zu identifizieren. Statt dein Gegenüber zu verurteilen, erkenne diese Unterschiede an und führe ein konstruktives Gespräch, um eine Lösung zu finden.
5. Arbeite an deinem „Mach’s allen recht“-Antreiber
Fühlst du dich durch diesen Beitrag persönlich angesprochen oder sogar ertappt? Dann könnte dein „Mach’s allen recht“-Antreiber stark ausgeprägt sein. Das bedeutet, du machst dir wahrscheinlich oft Sorgen, was andere von dir denken, und vermeidest Konflikte. Diese Verhaltensweise hast du früh gelernt, und sie kann hartnäckig sein. Solange du diesen Antreiber nicht bearbeitest, z. B. durch Logosynthese®, wird es Dir weiterhin schwer fallen, „Nein“ zu sagen. Doch es gibt Hoffnung: Coaching und innere Arbeit helfen, dieses Muster zu durchbrechen und selbstbewusster Grenzen zu setzen.
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