ERWIN IST HALT SO… (OH JE)
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ERWIN IST HALT SO… (OH JE)

Als ich ein Teenager war, hat mir mein Vater mal sehr anschaulich und nachvollziehbar erklärt, dass und warum man andere Menschen nicht ändern kann. Ein Teil von mir will das immer noch nicht glauben. Hier ein paar Gedanken über Akzeptanz.

Jetzt kommen wieder diese Tage der Gemeinsamkeit und der Familie. Das ist schön und etwas ganz Besonderes in unserer Kultur: ungestört Zeit miteinander verbringen, lecker essen, es sich zusammen gemütlich machen.

… jetzt müsste so ein Geräusch von einer Plattenspielernadel kommen, die quer über die Platte kratzt…

Denn dann ist da noch die Tante, der Bruder oder die berühmte Schwiegermutter, die du einfach nicht abkannst. Oder vielleicht liegt die Unerträglichkeit noch viel näher, nämlich bei den direktesten Verwandten: Frau, Mann, Teenagerkind oder den eigenen Eltern. Im Alltag ist das vielleicht selten ein Problem, aber wenn man sich plötzlich tagelang sieht, kann es schon mal knirschen, nicht wahr?

Hier ist sie gefragt, die berühmte Akzeptanz. Zwei Aspekte können dafür sorgen, dass genau diese Akzeptanz schwierig wird:

  1. Dein Gegenüber ist ein Spiegel:
    Achte mal darauf, ob vielleicht genau das, was du am Gegenüber so nervend findest, etwas ist, was du auch selbst machst. Ich rede zum Beispiel gern über mich, also stört es mich manchmal, wenn jemand anders die ganze Zeit über sich redet und sich überhaupt nicht für mich interessiert. Menschen, die mich viel fragen und dann aufmerksam zuhören, finde ich dagegen nie nervig, sondern quasi immer supersympathisch und toll ;-). Aber solche, die eben den Mittelpunkt komplett für sich in Anspruch nehmen und mir keinen Platz lassen, regen mich mit der Zeit auf.
  2. Dein Gegenüber triggert deine Unsicherheiten:
    Es ist wesentlich einfacher, anderen die Schuld zu geben, wenn du dich nicht gut fühlst, als zu reflektieren, was du selbst dazu beiträgst. Wenn du zum Beispiel mit deinem beruflichen Erfolg unzufrieden bist, nervt dich vielleicht deine Schwägerin, die die totale Überfliegerin ist. Eigentlich hat sie mit deiner Situation zwar gar nichts zu tun, aber es ist eben leichter, dich über sie aufzuregen, als dich deiner eigenen Unzulänglichkeit zu stellen.

Beide Aspekte lassen sich nicht von heute auf morgen aus der Welt schaffen. Obwohl Coaching da natürlich hilft (das war’s schon mit dem Werbeblock). Aber dir nur schon mal darüber im Klaren zu werden, kann helfen. Also, was tun? Hier drei kleine Tipps:

  1. Kurze Pausen zur Reflexion:
    Statt dich immer wieder von einem nervenden Verwandten triggern zu lassen und genervt zu reagieren, nimm dir einen Moment Zeit. Akzeptanz ist ein aktiver Prozess. Überleg, was dich gerade nervt, und bewerte das eher als Feststellung denn als Urteil. „Aha, Erwin redet gerade mal wieder wie ein Wasserfall.“ Indem du das innerlich notierst, neutralisierst du es bereits ein bisschen.
    Überleg dann, was du selbst jetzt tun kannst, damit es dir besser geht. Vielleicht gehst du einfach einen Moment aus der Situation oder lenkst dich irgendwie ab.
  2. Mehr Interesse und Empathie:
    Statt aktiv zu versuchen, den anderen zu verändern (die Tante meines Mannes leitet solche Versuche immer mit: „Du musst aber mal…“ ein), könntest du versuchen, denjenigen tiefer zu verstehen.
    Unterhalte dich zum Beispiel intensiver mit der Überflieger-Schwägerin über ihren Job. Erstens lernst du bestimmt etwas über sie, was du noch nicht wusstest. Außerdem wird dein Bild wahrscheinlich ausgewogener. Statt nur zu hören, was sie alles toll macht, wird sie dir in einem intensiveren Gespräch vielleicht auch erzählen, was sie anstrengt oder was nicht so läuft, wie sie will. Die meisten Menschen sind ja keine absichtlichen Angeber, sondern wirken nur so auf uns.
  3. Lach drüber:
    Gerade in einer Familie lässt sich viel nervendes Verhalten durch Humor entschärfen. Wenn ihr euch noch nicht gegenseitig für eure Macken auf den Arm nehmt, wird es höchste Zeit.Das ist eine Taktik, die mit meinem Mann gut funktioniert. Ein liebevolles „Heul doch!“, wenn ich wieder mal meckere, oder ein augenzwinkerndes „soooo groß“ mit entsprechender Geste, wenn er mal wieder gnadenlos übertreibt, nimmt der Situation den Ernst. Wir müssen beide lachen, und das Thema ist durch.

„You teach what you need“ heißt es unter Trainern und Coaches oft. Insofern habe ich mir jetzt auch selbst eine kleine Glaubensstärkung für die Feiertage verpasst. Und ich hoffe, auch du kannst dich etwas wappnen, wenn die geliebten Verwandten demnächst kommen.

Auf jeden Fall wünsche ich dir ganz schöne Festtage mit Ruhe, freundlichen Menschen und vielen schönen Momenten. Wir sehen, hören oder lesen uns wieder im neuen Jahr.

Bis dahin alles Liebe,
deine Franziska

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