KAUFEN, KAUFEN, KAUFEN
WENN SHOPPING ZUM SELBSTZWECK WIRD – UND WIE DU DA WIEDER RAUS KOMMST
Ich habe es selbst jahrelang erfahren, Shopping kann süchtig machen. Mein Kaufverhalten war mindestens problematisch. Doch heute gehe ich damit ganz anders um. Hier meine „Kauf-Geschichte“.
Eine meiner YouTube Abonnentinnen hat mich um dieses Thema gebeten. Ich werde dazu auch noch ein Video machen. Aber ich starte hier mal mit einem Blog-Beitrag zu der Frage warum ich früher so viel gekauft habe und wie dich das verändert habe.
Ich sage gleich dazu: Ich rede nicht über eine ausgeprägte Kaufsucht. Diese Krankheit ist zwar noch nicht anerkannt, wird aber von Suchtberatungen inzwischen auch als eine Verhaltenssucht adressiert und ernstgenommen.
Mein eigenes Verhalten war sicher noch keine Sucht, zeigte aber bereits problematische Züge. Das weiss ich, weil ich einen Online-Test dazu gemacht habe, den ich so ausgefüllt habe, wie ich es vor sechs oder sieben Jahren getan hätte. Aber eigentlich hätte ich diesen Test gar nicht gebraucht. Mir ist inzwischen auch so klar, dass mein Verhalten grenzwertig war.
Wie hat sich mein problematisches Shopping Verhalten gezeigt?
Shopping war mein Hobby. Ganz einfach. Ich konnte Stunden damit verbringen durch Läden zu ziehen, irgend etwas fand ich immer. War ich in einer fremden Stadt, was berufsbedingt früher häufig der Fall war, verbrachte ich freie Abende ausschließlich mit Shopping. Besuch bei meiner Mama in Berlin? Mindestes ein Shoppingtag. Wenn ich heute überlege, wieviel wertvolle Zeit ich in Läden verbracht habe, selbst bei privaten Trips in tollen Städten wie London, Rom oder San Francisco und was ich in der Zeit alles hätte sehen oder erleben können, tut es mir noch im Nachhinein leid.
Die Folge: Ich hatte immer zu viele Klamotten, von denen ich nur einen Bruchteil nutzte. Viele Kleidungsstücke trug ich nur ein oder zweimal, bevor sie in den Tiefen meines Schranks verschwanden. Unüberlegte Spontankäufe waren die Regel – oft zogen sie Folgeinvestitionen nach sich (wenn ich jetzt schon eine Jacke in der Farbe habe, brauche ich dazu auch Schuhe, ein T-shirt ….). Schulden machte ich zwar nie, aber ein finanzielles Polster hatte ich auch nicht und das, obwohl ich wirklich gut verdiente.
Wo sehe ich heute die Ursachen?
Ganz klare Antwort: Unzufriedenheit und schlechtes Selbstbewusstsein. Etwas Neues zu kaufen versprach mit eine bessere Zukunft: Wenn ich dieses oder jenes Kleidungsstück habe, werde ich toll aussehen und Anerkennung bekommen, dachte ich. Aber da ich mit mir selbst nicht zufrieden war, konnte auch keine Klamotte der Welt die Lösung bringen. Klar, eine tolle neue Jeans fühlte sich für eine kurze Zeit gut an. Ich stolzierte damit herum und bewunderte mich im Spiegel. Doch der Effekt nutzte sich in der Regel spätestens nach ein paar Tagen wieder ab und der nächste Wunsch rückte in den Vordergrund. Bei mir waren es hauptsächlich Kleidung und Wohn-Accesoires aber ich glaube diese Ersatz-Befriedigungen können viele Gesichter haben. Kaufsüchtige fangen irgendwann an, Ihre Familie zu belügen. Bei mir war es noch nicht so weit aber ich war manchmal kurz davor, meinem Mann zu verschweigen, dass ich schon wieder etwas Neues hatte.
Was habe ich getan, um mein Kaufverhalten zu verändern?
Ohne es bewusst zu planen, habe ich an drei Aspekten angesetzt. Zusammen führten sie mich dahin, dass ich heute ein anderes Verhältnis zum Kaufen habe. Der erste Aspekt war mein Selbstbewusstsein. Ich fing an, mich regelmäßig coachen zu lassen. Ich räumte meine Kindheitstraumata auf und fand so mehr und mehr zu mir. Heute bin ich selbstbewusst – in einer gesunden Weise. Ich weiss was ich kann und was ich wert bin und stehe zu mir. Ich habe das, was wir in der Logosynthese das persönliche Museum nennen, systematisch aufgeräumt. Ich denke, dass das die Basis war, damit der zweite Aspekt überhaupt wirken konnte.
Zweitens habe ich mich nämlich mit den Folgen meines Kaufverhaltens intensiv auseinander gesetzt. Was mir geholfen hat ist die „Schocktherapie“ der Konmari Methode. Bei der Aufräum-Methode der Japanerin Marie Kondo sammelt man nämlich alle Dinge, die zu einer Kathegorie gehören, beispielsweise alle Kleidungsstücke an einem Ort. Obwohl ich das gar nicht ganz konsequent gemacht habe, weil ich schon damit anfing, bevor ich die Methode richtig begriffen hatte, war der Schock immer noch groß genug. Mir wurde klar, wie viel zu viel ich besaß und was ich für ein Geld zum Fenster hinaus geworfen hatte. Behalten habe ich danach nur, was ich wirklich mochte. Wie bei vielen anderen auch, blieb es nicht bei einer Aufräum-Runde. Nur kurze Zeit später reduzierte ich mich nochmal um über die Hälfte.
Eine weitere Hilfestellung und damit der dritte Aspekt ist, dass mein Umweltbewusstsein sich in den letzten Jahren sehr verstärkt hat. Auch durch meine eigenen Klamottenberge wurde mir klar, wie verschwenderisch wir – ich mit Ressourcen umgingen. Von Produktionsbedingungen in der Fast-Fashion-Industrie mal ganz abgesehen. Heute will ich das nicht mehr. Ich achte schon aus dem Grund darauf, nur noch Dinge anzuschaffen von denen ich denke, dass ich sie lange und intensiv benutzen werde. Deshalb kaufe ich heute auch bessere Qualität, die lange hält und gut funktioniert.
Habe ich den Reiz des Shopping darüber ganz vergessen? Nein, nicht ganz. Ich bin immer noch aufgeregt, wenn ich etwas Neues habe – die Freude hält aber wesentlich länger an, weil die Dinge, die ich kaufe gut überlegt sind. Und ich habe gelernt, dass eine Verbesserung von etwas, das ich schon habe, mir den selben Kick verpassen kann. Deshalb ändere ich heute oft Kleidungsstücke, so dass sie mir beispielsweise besser passen und freue mich auch darüber wie ein Schneekönig.
Manchmal aber, wenn ich etwas in einem Laden oder im Internet sehe, springt auch heute noch das alte Muster an: Das will ich haben, dann wird mein Leben schöner. Doch inzwischen kann ich es einordnen und werde in so einem Moment ganz vorsichtig. Ich halte mich dann einfach an meine selbstauferlegte Regel: Keine Spontankäufe – über jede Kaufentscheidung ein paar Nächte schlafen und dann erledigt sich fast alles von selbst wieder.
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